1. Das C.G. Jung-Institut Zürich in Küsnacht ist eine Institution für die postgraduale Weiterbildung in Psychotherapie und Psychoanalyse auf der Grundlage der Analytischen Psychologie (AP) von C.G. Jung, die wir auf wissenschaftlicher Basis weiterentwickeln.
C.G. Jungs Analytische Psychologie und Psychotherapie gehört zu den psychodynamischen Therapien, die unbewussten Prozessen bei der Genese psychischer und psychosomatischer Störungen einen wichtigen Stellenwert beimessen.
Als Kernelemente der Analytischen Psychologie betrachten wir folgende Aspekte:
- Das Konzept eines dynamischen und geschichteten Unbewussten im Einklang mit aktuellen neurowissenschaftlichen Erkenntnissen.
- Die Psychologie des Selbst. Das Selbst wird als Zentrum der Gesamtpersönlichkeit betrachtet, das die Summe der bewussten und unbewussten Gegebenheiten des Menschen umfasst. Wird die Beziehung zwischen dem bewusstseinsnäheren Ich und dem Selbst entwickelt, so werden die schöpferischen und kreativen Qualitäten des Selbst zugänglich und das Leben bereichert.
- Das Prinzip der Finalität. Es meint eine Betrachtungsweise von psychischen Phänomenen wie z.B. Symptomen einer «neurotischen Störung», die nicht nur nach den Ursachen in der Vergangenheit fragt. Es wird die Frage nach der (unbewussten) Absicht, einem Zweck, dem Sinn in den Mittelpunkt gestellt. Ziel der Therapie ist daher nicht einfach die Beseitigung einer Störung, sondern die fruchtbare Verarbeitung der dahinter aufscheinenden persönlichen Dynamik. Daraus folgt u.a. eine Ausrichtung auf die Zukunft, die Selbst-Verantwortung sowie Selbstwirksamkeit und allgemein die persönliche Entwicklung fördert.
- Die Komplexpsychologie. Wie mit Hilfe des Assoziationsexperiments gezeigt werden kann, verfügt jeder Mensch über ein spezifisches Netzwerk an Komplexen, die meist unbewusst sind. Sie sind Ausdruck schwieriger Beziehungserfahrungen und werden dann pathologisch, wenn sie stark affektiv aufgeladen und/oder wenig dem Bewusstsein zugänglich sind. Durch Trigger im alltäglichen Leben können sie konstelliert werden, dominieren dann das psychische Geschehen und bestimmen damit das Verhalten - manchmal sogar radikal. Die Erkundung und Bearbeitung der persönlichen Komplexnetzwerke ist ein Schwerpunkt der Analytischen Psychotherapie.
- Das sozialpsychologische Konzept der ‘Persona’, womit eine maskenhafte Selbstdefinition gegenüber dem sozialen Umfeld und seinen -gegebenenfalls einschränkenden- Normen gemeint ist. Die Entwicklung einer stabilen Persona ist zunächst lebensnotwendig. Der Freiraum der inneren Strebungen wird dadurch aber eingeschränkt, eventuell blockiert. Im Individuationsprozess geht es hierzu um kreative, schöpferische Kompromissbildungen und Entwicklungen.
- Die Idee der Individuation (Selbstverwirklichung). Sie ist sowohl Entwicklungs-psychologie als auch therapeutische Prozesstheorie und wichtigster Theoriebaustein der AP. Es geht um das «Werde, der du bist» und damit um ungelebte Potentiale und noch offene Lebensthemen. Ihre Berücksichtigung erfüllt das Leben mit dem Gefühl von Sinnhaftigkeit.
Das Therapiekonzept der AP baut auf die natürliche Entfaltungstendenz des Menschen und vertraut dabei auf verborgene psychische Ressourcen, um diesen Prozess zu stärken und zu begleiten. Es setzt auf die Fähigkeit zu wachsen und die eigenen Potentiale umfassend zu entwickeln.
Die Analytische Psychotherapie arbeitet mit einem breiten Methodenkanon. Neben der Arbeit mit klassisch psychoanalytischen Konzepten wie der Übertragung und Gegenübertragung haben Jungianische TherapeutInnen etwa imaginative, körperorientierte und diverse kreative Methoden zur Verfügung sowie eine differenzierte Traumanalyse und -therapie.
2. Am C.G. Jung-Institut Zürich verknüpfen wir Lehre, Klinik und Forschung in einem interdisziplinären, internationalen und interkulturellen Dialog. Das C.G. Jung-Institut erfüllt seinen Auftrag auf hohem Niveau. Es überprüft regelmässig seine Leistungen und Aufgaben. Erfahrene Dozierende aus der ganzen Welt unterrichten Studierende aus mehr als 30 Ländern. In Ergänzung zu den psychotherapeutischen und psychoanalytischen Kernfächern werden u.a. auch Themen aus Soziologie, Philosophie, Ethnologie, Kulturanthropologie, Theologie (Spiritualität) vermittelt. Studierende können ihre klinische Weiterbildung am C.G. Jung Ambulatorium in Zürich sowie assoziierten Praxen absolvieren und dabei mit PatientInnen aus zahlreichen Ländern und unterschiedlichen Kulturkreisen arbeiten. Die Forschungskommission initiiert regelmässige Veranstaltungen zu Ergebnissen aus der allgemeinen sowie der analytischen Psychotherapieforschung.
3. Unsere Weiterbildung vermittelt Fachwissen auf neuestem internationalem Stand und regt zur kritischen Auseinandersetzung mit den Weiterbildungsinhalten an. Sie schafft bestmögliche Bedingungen für die Entwicklung hoher fachlicher Kompetenz und fördert die Entfaltung der Persönlichkeit der zukünftig therapeutisch Tätigen im Rahmen der geforderten Selbsterfahrung.
4. Wir bieten auch Fortbildung an mit dem Ziel, durch engagierte und selbstkritische WeiterbildnerInnen eine fortgesetzte, lebendige Erneuerung zu gewährleisten. Dies geschieht etwa im Rahmen unserer Supervisionsfortbildung, den angebotenen Intervisionsgruppen und Veranstaltungen zu aktuellen Themen in der Psychotherapie und Psychoanalyse.
5. Im Bereich der Weiterbildung haben wir einen hohen ethischen Standard zum Schutz von PatientInnen, StudentInnen und WeiterbildnerInnen implementiert. Wir halten uns an Datenschutzrichtlinien, an unsere Standesordnung und die ethischen Richtlinien unserer Berufsverbände. Wir achten darauf, dass Mitarbeitende, Weiterbildnerinnen und Weiterbildner sowie Studierende einen respektvollen, loyalen Umgang miteinander pflegen. Unsere Ombudsstelle, Ethikkommission und Rekurskommission sind Organe, die bei Verstössen gegen diese Grundsätze tätig werden.
Als lebendiges Institut mit sowohl familiärem als auch internationalem Flair bieten wir unseren WeiterbildungsteilnehmerInnen eine fundierte tiefenpsychologische Weiterbildung, eine intellektuelle Heimat und ein Tor zur Welt.